„Paradies“, „glücklichstes Land der Welt“....so wird Costa Rica meistens in Reiseführern beschrieben. Leider war es in den vergangenen Monaten nicht immer so leicht für mich an der „reichen Küste“.
Seit einem guten halben Jahr arbeite ich jetzt nun an der bilingualen Guanacaste Waldorf School in dem kleinen Dörfchen Canafistula, das ca. 10 Kilometer vom Strand - und Touristenort Tamarindo entfernt ist. Die Schule besteht aus einem Kindergarten mit etwa 15 Kindern und einer Grundschule mit ungefähr 20 Schülern. Einige Kinder sind bereits schon mit Englisch und Spanisch aufgewachsen, andere dagegen sprechen nur eine dieser Sprachen fließend. Da die Umgebung um die Schule stark touristisch geprägt ist, gibt es sehr viele US-Amerikaner, die sich an der Pazifikküste niedergelassen haben, und ihre Kinder zweisprachig aufwachsen sehen möchten.
Anfangs arbeiteten Elisa und ich mit einer in der Schule neuen Kindergärtnerin aus den USA zusammen, die uns gleich viel Verantwortung übertrug. Wir beide wurden sofort als echte Arbeitskräfte angesehen, was sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich brachte. Uns wurden schon von Anfang an viele Aufgaben im Kindergarten übertragen, was manchmal herausfordernd war. Es war nicht selten der Fall, dass wir ohne Pause den ganzen Tag bei den Kindern sein mussten. Für mich überwogen aber die Vorteile, da wir wirklich in die Schule integriert wurden und sogar bei den Meetings dabei sein durften und somit das Gefühl hatten, ein wichtiger Bestandteil der Schule zu sein.
Weniger Glück hatte ich leider am Anfang in meiner ersten Gastfamilie. enZu Beginn hatte ich einen sehr guten Eindruck, aber mit der Zeit fühlte ich mich sehr allein gelassen und nicht willkommen, was an einigen Zwischenfällen lag. Das Hauptproblem war aber das Geld für die Unterkunft und Verpflegung, das nach der Meinung meiner Gastfamilie viel zu wenig war. Ende November zog ich deshalb zu einem Vater der Schule, der mich sehr herzlich für 3 Wochen bei sich aufnahm, bis seine Tochter und seine Frau wieder aus ihrem Urlaub aus Argentinien zurückkamen.
Danach ging es für mich weiter zu einer anderen Familie der Schule, die mich bis zu den Weihnachtsferien bei sich leben ließen. Dadurch, dass ich mich bei den Familien sehr wohlfühlte und zum ersten Mal den Eindruck hatte, in diesem wunderschönen Land angekommen zu sein, machte mir auch die Arbeit viel mehr Spaß. Endlich lebte ich auch sehr nahe am Strand und konnte einige unglaublich schöne Sonnenuntergänge bewundern und meine Zeit nach der Schule mehr genießen. Mit der Zeit wuchsen mir auch die Kinder sehr ans Herz und die Kleinen hatten von Tag zu Tag immer mehr Vertrauen zu mir.
Nach den Weihnachtsferien gab es dann einige große Veränderungen in der Schule, die auch mich betrafen. Die Kindergärtnerin kam von ihren Weihnachtsurlaub aus familiären Gründen nicht mehr zurück und zwei neue Assistenten und eine neue Kindergärtnerin aus den USA kamen an unsere Schule. Dadurch wurde uns vor allem einige Arbeit abgenommen.Oft wird meine Hilfe im Kindergarten nicht mehr benötigt und ich helfe in der Küche oder im Schulbüro aus, wodurch mein Arbeitsalltag etwas abwechslungsreicher wurde. Ich übernahm die Wohnung der ehemaligen Kindergärtnerin, was sich für mich als Glücksfall herausstellte. Endlich hatte ich einen festen Wohnort und war unabhängig. Noch mehr Glück hatte ich dann als ein Praktikant aus Hamburg mit in meine Wohnung einzog, mit dem ich mich super verstehe.
In unserem Ort, der 3 Kilometer vom Strand entfernt liegt, ist alles super „tranquilo“, was mir sehr gut gefällt. Allerdings ist es nicht sehr leicht Einheimische kennenzulernen, weil viele in meinem Alter bereits in die Hauptstadt gehen, um zu studieren oder sich sehr wenig im Ort aufhalten. Trotz all der Startschwierigkeiten hat sich bei mir alles zum Guten gewendet und ich kann das Leben im „Paradies“ jetzt richtig genießen. Die „Ticos“ sind einfach unglaublich freundliche und hilfsbereite Menschen und man kommt sehr leicht ins Gespräch, wenn man ihnen offen gegenübersteht.
In der kommenden zweiten Halbzeit nehme ich mir vor, die Wochenenden noch mehr zu nutzen (surfen gehen, Tanzkurs machen) und einfach meine restliche Zeit zu genießen. Ich glaube, nie mehr in meinem Leben werde ich so nah an einem so wunderschönen Strand leben.
Liebe Grüße aus Costa Rica und Pura Vida !